80 - v. Ch. – Erste schriftliche Überlieferung einer Burg zu Udenheim: „Für Udo, dem Nuitländer, einem
Herzog aus der Ortenau, bauten die Völker der Nuithones unten am Rhein ihm zum Stuhl Udenheim“.
(Chronik Palatino – Handschrift 65/1092 – GLA Karlsruhe).
784 - n. Chr. – Huitenheim – Schenkungen des Gerold in Eich und seiner Ehewirtin Emma an das Kloster
Lorsch zu Ehren des Märtyrers Nazarius (Codex Laureshamensis). Nach den Güterlisten des Angeloch- und Uffgaus –
H-Vtenheim Huba und die Villa Vtenheim betreffend – eine Stiftskirche und drei Ritterhöfe auf Udenheimer Gemarkung.
1148 - Burg Udenheim durch Heirat der Gaugräfin Uta von Sinsheim-Lauffen mit Graf Berthold III.
an die Ebersteiner gekommen.
1191 – Erste urkundliche Erwähnung der Burg Udenheim im Besitz der Grafen von Eberstein.
1254 – Graf Eberhardt IV. von Eberstein urkundet zu Udenheim und besitzt auch Güter und Gefälle
zu Rheinsheim. Ohne Erben überträgt er 1261 seinem Neffen, dem Grafen Simon von Zweibrücken, seinen Eberstein’schen
Erbanteil mit der Burg Udenheim. Seine Söhne, die Grafen Heinrich und Otto veräußern um 1300 ihre Besitzungen im
Bruhrain an die wohlhabenden Speyerer Bürger Engelmann von Bebingen und Heinrich von Cölln.
1308 – Die Zuwanderung Speyerer Reichstadtbürger unter der Grundherrschaft ihres Bürgermeisters
Heinrich von Cölln führt zu größeren Ansiedlungen auf dem Burggut und zur Gründung des Dorfes Udenheim.
1316 - verkauft Heinrich von Cölln die Burg mit den Dörfern Udenheim, Winden, Grevenhart, Reginesheim,
Knaudenheim, Ober- und Unterhusen an den Speyerer Bischof Emich von Leiningen.
1338 – Unterm 12. Nov. 1338 erwirkt Bischof Gerhard von Ehrenberg (1336–1363) von Kaiser Ludwig IV.
einen Gnadenbrief mit der urkundlichen Ermächtigung, sein Dorf Udenheim zur Stadt zu erheben, “mit Mauern und Gräben
zu umgeben und daselbst einen Wochen- und Jahrsmarkt abzuhalten“.
Ferner erteilt er der neuen Stadt alle Rechte und Freiheiten, welche auch die Stadt Landau vom Reich erhalten hat.
1371 – Fürstbischof Adolf von Nassau (1371–1381) verlegt seinen Wohnsitz von Speyer nach Udenheim.
Unter ihm wird das ruhige Städtchen zwischen Salbach und Pfinz zur Hauptstadt des Hochstifts.
1389 – Beleg eines Schultheißen und elf namentlich genannte „geschworn richter des weltlichen
gerichts zu Utenheim“. Dieses Kollegium siegelte bereits mit dem Stadtsiegel von Udenheim.
1396 – Mit Bischof Raban (1396 –1438) aus dem Geschlecht der Ritter von Helmstatt kommt auch die
bischöfliche Kanzlei, das höchste Collegialgericht des Speyerer Landes nach Udenheim. Der Udenheimer Hof wird zum
meist genannten Ausstellungsort aller hochstiftlichen Lehen und Urkunden.
1402 – Für seine Verdienste als kurpfälzischer Rat und Hofkanzler unter König Ruprecht I. erlangt
Raban ein königliches Marktprivilegium für seine Hofstadt Udenheim. „Umb fleißiger Bete willen haben wir der genannten
Stadt von besunderen Gnaden erläubet und gegönnet in Kraft königlicher Mächte einen Jahrmarkt unter des heiligen Richs
Schirme und Geleit“.
1430 – Raban von Helmstatt wird am 22. Mai von Papst Martin V. zum Erzbischof von Trier ernannt. Der Mainzer
Domkapitular, Graf Adolf von Hanau und Eppenstein übernimmt die Landesregierung (1430 –1433).
1433 – Auf Raban werden – mit erneuerter päpstlicher Genehmigung – sowohl die geistliche als
auch die weltliche Verwaltung der Speyerer Diözese und deren Erträgnisse auf Lebensdauer übertragen. Er nannte
sich jetzt „Erzbischof von Trier und Bischof von Speyer“.
1438 – Fürst Raban verzichtet zu Gunsten seines Neffen Reinhard von Helmstatt (1438–1456).
Die von Helmstatt verfolgte Politik der Anlehnung an Kurpfalz wird beibehalten. Bischof Reinhard hat das
Udenheimer Stadtbuch eingeführt. Er stirbt zu Udenheim am 19. März 1456; sein Leichnam wird im Dom zu Speyer
begraben.
1456 – Siegfried III., Freiherr von Venningen (1456–1459) folgt ihm auf den Stuhl. Nach seinem
plötzlichen Tod im August 1459 hat sich das Domkapitel für Johannes II., Freiherr von Hoheneck zu Entzenberg
entschieden (1459 –1464).
1464 – Bischof Johannes hat nach fünf Jahren Regierungszeit, zu Gunsten des kurpfälzischen
Hofkanzlers Matthias von Rammung, auf sein Bistum verzichtet. Der neue Herr (1464–1478) lässt zu Udenheim
ein Strafgefängnis – das sog. „Himmelreich“ – für Geistliche einrichten, “die keine Zucht und Ordnung bei
ihrem Dienste halten“. 1476 wird zu Waghäusel eine Kapelle zur Ehre der Himmelskönigin und der Mutter
Anna geweiht; zur Verwaltung derselben hat der bischöfliche Hof Heiligenpfleger angestellt. In seinem
Testament gedenkt Matthias auch der Udenheimer, in dem er bestimmte, nach seinem Tod auch weiterhin Brot
und Wein an die Armen zu verteilen.
1478 – Mit Ludwig von Helmstatt (1478–1504), Großneffe Rabans und Neffe von Reinhard,
Bruder des Speyerer Domprobstes Ulrich und des Wormser Domprobstes Nicolaus, sitzt ein weiterer Vertreter
aus dem Geschlecht der „Schwarzen Krähen“ (Wappentier der Reichsritter von Helmstatt) auf dem Speyerer
Bischofsstuhl. Zu Udenheim wird die Hofhaltung aufgebessert: Sanierungen am alten Schloss, dem Neubau
einer „Landfautei“ und einem „Pferch“ beim Springbrunnen bestätigen dies. Ludwig geht als friedliebender
und gerechter Landesfürst in die Geschichte ein.
1504 – Auf Ludwig – gestorben am 24. Aug. zu Udenheim – folgt Philipp I. von Rosenberg
(1504–1513). Am 9. Sept. reitet der Neuerwählte nach Udenheim, um von den Landleuten und der Hofgesellschaft
nach altem Brauch die landesfürstliche Huldigung zu empfangen. „Die Gerichtsherren begrüßen ihren neuen
Herrn im Schlosse und beschenken ihn wie üblich mit einem kräftigen Ochsen“. Bischof Philipp I.
beeindruckt durch einfache, sparsame Lebensweise und kluger Vorsicht in der Bistumsverwaltung. Gestorben
zu Udenheim, am 3. Feb. 1513.
1513 – Georg, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog in Bayern – dritter Sohn des Kurfürsten
Philipp von der Pfalz und der Margaretha von Bayern –, wird von den Domherren zum neuen Oberhirten gewählt
(1513–1529). Es waren unruhige Zeiten: die Bauernverschwörung im Bruhrain hat auch die Hofstadt Udenheim
erreicht und dort zu Empörungen geführt.
1525 – Weitere Aufstände der Bauernschaft – Bischof Georg sucht Zuflucht bei seinem Bruder,
dem Kurfürsten von der Pfalz. Mit dessen Unterstützung wird der „Bundschuh“ im Bruhrain niedergeschlagen.
Georg kehrt nach Udenheim zurück; den Abtrünnigen gegenüber lässt er Milde und Schonung walten und „zum
besseren Schutz und seiner Sicherheit wegen das Schloss in eine kleine Festung verwandeln“.
1529 – Ihm folgt Philipp II., Freiherr von Flersheim (1529 –1552). Aus der Not heraus
schmälert der auf Sparsamkeit bedachte Landesherr die Hofhaltung, vermindert die Dienerschaft und verkauft
eine Anzahl Pferde aus dem Marstall. Philipp regiert mit großer Umsicht und Weisheit.
Die Bildung seiner Untertanen lag ihm sehr am Herzen – die „lateinsche Schule“ zu Udenheim wird unter
ihm erstmals erwähnt.
1552 – Als Folge der Fehde mit dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Culmbach muss
das Amt Udenheim 5000 Gulden an Brandschutzzahlungen aufbringen. Die aus Speyer geflüchteten Domkapitulare
versammeln sich am 1. Sept. zu Udenheim, um provisorisch die Landesregierung wieder einzurichten. Am
3. Okt. wird Rudolph, Freiherr zu Frankenstein, aus der Grafschaft Katzenellenbogen zum neuen Bischof
von Speyer gewählt (1552–1560).
1553 – Die priesterliche Weihe erhält der erst 30-Jährige Landesfürst am 26. Nov. durch
die Weihbischöfe Konrad zu Konstanz und Balthasar zu Mainz in der Pfarrkirche zu Udenheim. Nach den
Feierlichkeiten werden alle Anwesende reichlich bewirtet; der Hofkaplan verteilt neue Reichsgroschen
und halbe Weißpfennige unter das Volk.
1560 – Rudolf, erst 37 Jahre alt, stirbt am 21. Juni auf Schloss Lauterburg; am 18.
Juli wählt das Domkapitel zu Speyer seinen Stellvertreter Marquard von Hattstein zum Oberhaupt. Am
5. Aug. reitet der Fürst in großer Gesellschaft von Speyer nach Udenheim um die Huldigung zu empfangen.
Bischof Marquard (1560 –1581) hat die Hofhaltung wesentlich erweitert. Zu den bisherigen Hofchargen
werden ein Harfenist, ein Hofgärtner und ein Biersieder bestellt; den herrschaftlichen Bauhof besorgen
ein Pflugmeister, ein Scheuermeister, vier Ackerknechte, vier Ackerjungen und vier Mägde.
1568 – Rege Bautätigkeiten im Schlossbereich – Erweiterungen der Anlage im Renaissance
Stil. Das alte Brunnenwerk im Schlossgarten muss einem neuen Kunstwasserwerk weichen, und zum besseren
Schutz des fürstlichen Hofes die alten Stadtmauern ausgebessert und neue gebaut. Das Udenheimer
Stadtgericht wird 1569 zum Landgericht erhoben und behält diese Funktion bis 1632.
1580 – Weihnachten feiert Bischof Marquard schwer erkrankt zu Udenheim. Das
Domkapitel sah sich veranlasst, drei seiner Mitglieder – darunter auch den Speyerer Domsänger
Eberhard von Dienheim – nach Udenheim zu beorden, um die Verwaltung des Hochstifts zu besorgen.
Marquard stirbt am 7. Dez. 1581 zu Udenheim. Die Äptissin von Frauenalb, Paula von Weitershausen,
lässt in der Schlosskapelle für ihn beten und den gebührlichen Trauergottesdienst abhalten.
1582 – Eberhard, Freiherr von Dienheim (1581–1610), erhält am 1. Jan. in der
Udenheimer Schlosskapelle die bischöfliche Weihe. Als geistlicher Oberhirte war er ständig darum
bemüht die verfallene Kirchenzucht wieder herzustellen. Als Bistumsverwalter war er weniger
erfolgreich, die Staatsschulden vermehrten sich beträchtlich. Seine großzügige Hofhaltung sorgte
für Belebung in der Stadt, sehr zum Wohle der Hofbürgerschaft. Zu seiner Zeit werden ein neuer
Marstall und ein neues Rathaus gebaut.
1610 – Philipp Christoph von Sötern, bereits schon am 30. Mai 1609 zum Coadjutor
mit dem Recht der Nachfolge erkoren, wird nach dem Ableben Eberhards zum neuen Landesherrn erhoben.
Als solcher erscheint er am 26. Okt. vor den Toren der Stadt und vollzieht dort die Zeremonien
der feierlichen Besitzergreifung seiner Residenz Udenheim. Der Stadtschreiber verehrt ihm Namens
der Gemeinde, anstatt des üblichen Ochsen, ein silbernes Trinkgefäß mit dem Stadtwappen.
1612 – Die priesterliche Weihe erhält Sötern, zusammen mit dem Wormser Oberhirten
Wilhelm von Effern, vom Mainzer Weihbischof Stephan Weber am 12. Aug. auf Mariä Himmelfahrt
in der Udenheimer Schlosskapelle.
1615 – In Anbetracht eines drohenden Krieges, eingekreist von den neugläubigen
Fürstentümern Baden-Durlach, Württemberg und Kurpfalz – hat Philipp von Sötern beschlossen,
seine Residenz und Hofstadt Udenheim rund um neu zu befestigen.„Ein Spaten der anno 1615, womit
Ihre fürstliche Gnaden den ersten Wasen zum Festungsbau gestochen“, ist im Original erhalten.
Vermutlicher Baubeginn im Frühjahr 1616.
1616 - Um auch die Krankenpflege zu fördern lässt Philipp ein Krankenhaus,
das sog. „Hospitale Philippicum“ errichten und mit den nötigen Gefällen ausstatten. Udenheim,
30. Dez. 1616.
1618 – Der Fenstersturz von Prag (23.05.1618) hat den 30-Jährigen Krieg ausgelöst.
Auf einer durch die protestantischen Fürsten einberufenen Konferenz zu Heilbronn wird der Bau der
„Katholischen Festung“ verworfen. Sötern wird ermahnt, die Anlage „über eine bescheidene Grenze
hinaus“ nicht weiter auszudehnen. Eine gütliche Unterhandlung auf Schloss Wersau bei Reilingen
lehnt Sötern ab. Am 19. Juni 1618 wird die Zerstörung der umstrittenen „Pfaffenfestung“ mit
Hilfe der Militärs, Speyerer Schanzarbeiter und der Mannheimer Grabenknechte überfallartig
und gewaltsam vollzogen.
1620 – Um sein Fürstentum zu retten lässt Sötern eine zweite Festung bauen.
In Madrid und Brüssel drängt er auf Entsendung eines spanischen Heeres zur Rettung des
Katholizismus. Ende August erscheinen die ersten Spanier am Rhein. In der Schlacht am
„Weißen Berg“ bei Prag unterliegt Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz – König von Böhmen
und Haupt der Protestantischen Union – dem kaiserlichen General Graf von Tilly und
flüchtet ins Exil. Sötern nutzt die Gunst der Stunde und treibt den Festungsbau voran.
König Philipp III. von Spanien unterstützt ihn dabei in mannigfacher Weise – laut Prot.
des Consejo de estado zu Madrid vom 21. Aug. 1618 (Simancas Nr.711).
1621 – Kaiser Ferdinand II. verstärkt die Garnison durch kaiserliche
Truppen; das Kommando in Udenheim übernimmt der Landesherr selbst. Nach dem verlorenen
„Böhmischen Krieg“ erscheint der berüchtigte Graf von Mansfeld mit 10 000 Mann am Rhein;
das befestigte Udenheim lassen die Mansfelder liegen und bedrängen stattdessen Bruchsal.
1622 – Sötern erobert Bruchsal zurück; die Bürger müssen sich auf Gnade
und Ungnade ergeben, Ihre Rechte und Freiheiten werden Udenheim zugewiesen. Der Fürstbischof
sieht sich bestätigt an seiner Politik festzuhalten und den Bau der Festung zu vollenden.
Kurze Chronik der Stadt und Festung Philippsburg
1623 – Aus dem Städtchen Udenheim wird die Stadt und Festung Philippsburg.
Feierliche Einweihung und neue Namensgebung am 1. Mai 1623. Noch im gleichen Jahr erhält
Sötern das Erzbistum Trier mit der Kurwürde und verlegt seinen Hauptsitz an die Mosel.
Caspar Bamberger wird zum 1. Wachtmeister in Philippsburg ernannt.
1625 – Die Gefälle des nahe gelegenen Klosters Hördt wendet Sötern der
Pfarrkirche Udenheim zu und erhebt diese zur Stiftskirche (Urkunde vom 24. März 1625).
Ferner gründet der Bischof „zum Wohle seiner Diözese“ ein geistliches Seminar zur
„Heranziehung gebildeter und sittenreiner Geistlicher“.
1632 – Am 9. April unterzeichnen Philipp von Sötern und Kardinal
Richelieu [1] den umstrittenen Vertrag, wonach das Kurfürstentum Trier wie auch das
Hochstift Speyer unter den Schutz der französischen Krone (Louis XIII.) gestellt,
und die Festungen Ehrenbreitstein und Philippsburg mit französischen Truppen belegt
werden sollen. Am 20. Juli erscheint der Bischof persönlich mit einer Delegation vom
Regiment des Marschalls Effiat vor Philippsburg und fordert energisch die Übergabe des
Platzes. Bamberger – inzwischen in kaiserlichen Diensten – geht nicht darauf ein und
weigert sich, den Franzosen die Tore zu öffnen. „Blut und Leben für die Festung, aber
nur für Kaiser und Reich“ – dagegen war kein Kraut gewachsen. Sötern und seine Beschützer
blasen zum Rückzug; Philippsburg bleibt in deutscher Hand..
1633 – Im Mai 1633 erscheinen die ersten schwedischen Truppen am Rhein.
In der Festung liegen 2000 Mann zu Fuß und 500 Reiter, teils aus kaiserlichen und
königlich-spanischen Truppen. Sötern versucht wiederholt den Kommandanten zum Gehorsam
zu bewegen und die Festung den Franzosen zu übergeben. Bamberger und die Spanier lehnen
ab. Der Garnison gelingt es jedoch nicht, die Schweden zu verdrängen und die Blockade
aufzuheben.
1634 – Am 3. Januar unterzeichnen Caspar Bamberger, Pietro Suarez Aedo
und der schwedische Oberst Horneck den Kapitulationsvertrag. Die Einnahme der
„Katholischen Festung“ wird mit einem evangelischen Gottesdienst gebührend gefeiert.
Die große Glocke der Udenheimer Stadtkirche „Sankt Georg“ lässt Oberst Schmidtberger
nach Heidelberg schaffen und dort den „Lutherischen“ zum Geschenk machen. Im September
wird Philippsburg mit dem Einverständnis der Schweden laut Vereinbarung an Frankreich
übergeben.
1635 – Bamberger erobert die verlorene Festung mit List wieder zurück.
Sötern wird in der Nacht auf den 26. März in seinem Palais zu Trier von den Spaniern
gefangen genommen und auf die Festung Jülich gebracht; später in Wien wegen
reichsfeindlicher Handlungen zu 10-Jähriger Haft verurteilt.
1636 – Der Philippsburger Kommandant unterstützt die kaiserlichen
Generale Gallas, Piccolomini und Johann von Werth bei ihren Unternehmungen gegen
Frankreich. Die Grenzfestung am Rhein dient als Sammelpunkt und sichert den
Rheinübergang. Der legendäre Simplizissimus, der Jäger von Soest, wird von einer
Abteilung Dragoner aufgegriffen und in die Festung gebracht.
1644 – Am 25. Aug. erscheinen der Herzog von Enghien und Marschall
Turenne [2] mit einem Heer von 9000 Mann Infanterie und 6000 Reitern nebst 37 Kanonen
vor Philippsburg. Nach schweren und verlustreichen Kämpfen gibt Bamberger auf und
verlangt am 10. Sept. eine Kapitulation. Philippsburg wird ein zweites Mal an
Frankreich übergeben. Der„Westfälische Frieden“ (1648) beendet den 30-Jährigen
Krieg – Philippsburg bleibt französisch.
1652 – Kurfürst Philipp Christoph von Sötern ist am 7. Feb. im
erzbischöflichen Schlosse zu Trier hoch betagt im Alter von 87 Jahren, unbemerkt,
lautlos und ruhig entschlafen. Die Leiche wird im Dom zu Trier, das Herz in Speyer
und die Eingeweide im Kapuzinerkloster zu Thalehrenbreitstein beigesetzt.
1674 – Marschall Vauban [3] lässt die Festungwerke durch ein Kron- und
einem Hornwerk sowie einer Schanze auf dem linken Rheinufer verstärken. Zitat von
Turenne: „Lieber eine ganze Provinz verlieren als die Festung Philippsburg“.
1676 – Im Holländischen Krieg: Rückeroberung durch die kaiserliche
Armee unter den Befehlen der Markgrafen Hermann von Baden-Baden und Friedrich von
Baden-Durlach. Prinz Louis von Baden [4], der spätere „Türkenlouis“, bringt die Nachricht
an den Wiener Hof. Nach 32 Jahren ist Philippsburg wieder eine deutsche Stadt und
Festung.
1688 – Im Orleanischen Krieg, dem Kampf um das pfälzische Erbe der
Liselotte, befiehlt Louis XIV. – erneut die Belagerung „seiner Stadt und Festung“.
Gegen die französische Übermacht war wenig auszurichten – General Max. Graf von
Starhemberg kapituliert bereits nach 32 Tagen. In Versailles wird die Einnahme
Philippsburgs gebührend gefeiert.
1689 – „Brulez le Palatinat“ – Verbrennt die Pfalz lautet der
Befehl aus Paris. Die Brand- und Raubzüge der französischen Generale Mélac[5],
Duras und Monclas verwüsten die Kurpfalz, Baden und das Hochstift Speyer. Der
Besitz des mächtigen Bollwerks am Rhein – das „Tor nach Deutschland“ – ermöglicht
nachhaltig die französischen Operationen auf der rechten Rheinseite.
1697 – Nach dem Frieden von Ryswick muss Frankreich seine
rechtsrheinischen Eroberungen abgeben und die Festungen Alt-Breisach, Freiburg,
Kehl und Philippsburg räumen.
1698 – Philippsburg wird Reichsfestung: Generalfeldmarschall
Hans Carl I., Freiherrn von Thüngen, General des fränkischen Reichskreises
wird zum 1. Gouverneur ernannt; der Bischof von Speyer erhält seine
landesherrlichen Rechte zurück.
1702 – Spanischer Erbfolgekrieg: Markgraf Ludwig von Baden
erobert die Festung Landau im Beisein von Habsburgs Thronfolger König
Joseph I. von Ungarn[6]. Der König und seine Gemahlin, Kurfürst Johann Wilhelm
von der Pfalz mit Gemahlin sowie viele Ehrengäste feiern in Philippsburg die
Einnahme Landaus mit einem großen Dankfest und einer „Merende“ im Schloss.
1709 – Thüngen wird zum General-Reichsfeldzeugmeister
befördert und mit dem Grafentitel beehrt. Er stirbt am 8. Okt. an einem
Schlaganfall in Speyer.
1710 – 31. August: Grundsteinlegung zum Bau der neuen Philippsburger
Stadtkirche St. Maria – Feierliche Einweihung am 15. Mai 1712.
1719 – Nach Heinrich Hartard von Rollingen übernimmt Damian Hugo von Schönborn
[7].
Vor seinem Wechsel in den geistlichen Stand hat es ihm der Waffendienst angetan;
zunächst als kaiserlicher Offizier
unter General von Starhemberg, später unter Thüngen Befehlshaber einer
kaiserlichen Kompanie in Philippsburg.
1731 – Nach Friedrich von Neipperg (1714–1725) und dem Fürsten
Albrecht von Oettingen (1725–1731) erhält Friedrich Heinrich Graf von
Seckendorff die Gouverneursstelle in Philippsburg.
1734 – Polnischer Thronfolgekrieg: Philippsburg wird zum
3. Mal von französischen Truppen eingenommen. Der französische Oberbefehlshaber,
Marschall James Duc de Berwick wird auf Pfingstsamstag vor Philippsburg
von einer Kanonenkugel tödlich getroffen. Die Bemühungen des kaiserlichen
Generals Prinz Eugen[8], die Festung zu entsetzen, scheitern an der französischen
Übermacht. Wegen seines zögerlichen Verhaltens hat man dem in die Jahre
gekommenen Savoyer, vor allem von den „Jungen Wilden“, Unentschlossenheit
vorgeworfen. Im kaiserlichen Heerlager bei Wiesental befanden sich nebst
anderen hohen Persönlichkeiten König Friedrich Wilhelm I. von Preußen und
sein Sohn Friedrich, der als „Friedrich der Große“[9] Geschichte geschrieben hat.
Im Franzosenlager lernt der französische Philosoph Francois Marie de Voltaire
die Schrecken des Krieges kennen. 80.000 Kanonenkugeln und mehr als 20.000
Bomben sollen die Belagerer auf Stadt und Festung abgefeuert haben. Fast alle
Gebäude waren zerstört, viele Einwohner verloren ihr Leben. Gottfried Ernst
Freiherr von Wutginau, der die Festung bis zum bitteren Ende tapfer verteidigt
hatte, unterzeichnet am 19. Juli den Kapitulationsvertrag.
1737 – Nach dem „Wiener Frieden“: Auszug der Franzosen und
Übergabe der Festung an den von Kaiser und Reich bevollmächtigten Baron von
Roth – fünf Kompanien Kaiserliche, eine Kompanie Grenadiere und 140 Mann
fränkische Kreistruppen bilden die neue Besatzung.
1741 – Österreichischer Erbfolgekrieg: Seckendorff hat sich
von Österreich und Königin Maria Theresia abgewandt und seine Dienste dem
bayerischen Kurfürsten angeboten, der sich nach dem Tod des Kaisers in Frankfurt
zum neuen deutschen Kaiser krönen lässt.
1743 – Die in Philippsburg stationierten Österreicher werden
abkommandiert; Seckendorff belegt die neutrale Festung mir neuen Regimentern.
1745 – Am 20. Januar stirbt Kaiser Karl VII.; Kurfürst Max.
Joseph von Bayern schließt Frieden mit Österreich. Am 13. Sept. lässt sich
Großherzog Franz Stephan in Anwesenheit seiner Gemahlin Maria Theresia zum
Kaiser wählen.
1746 – Die kurbayerische Garnison verlässt die Festung
Philippsburg; der Kommandant von Frederico wird durch den kaiserlichen
Generalmajor Freiherr von Hagen zu Motten ersetzt.
1755 – Der Siebenjährige Krieg: Neuer Krieg mit Preußen –
Habsburg verbündet sich mit Frankreich – Fürstbischof Franz Christoph von
Hutten unterstützt die österreichischen Interessen wie kein anderer Reichsfürst;
seine jährlichen Nachmusterungen versetzten das Hochstift in helle Aufregung.
1761 – Friedrich Heinrich von Seckendorff legt nach 30-Jähriger
Amtszeit seine Verwaltungsstelle in Philippsburg nieder; Prinz Karl von
Stollberg-Gadern wird zu seinem Nachfolger ernannt.
1764 – Nach Prinz Karl übernimmt Prinz Georg von Hessen-Darmstadt
die Gouverneursstelle; er unternimmt die größten Anstrengungen die vom
Verfall bedrohte Festung zu retten.
1770 – Fürstbischof Graf Damian August von Limburg-Styrum[10]
beantragt beim Reichstag in Regensburg fortwährend die Schleifung der
maroden Festung, für die er keinen Bedarf mehr sieht.
1782 –1782 – Nach dem Tod des Prinzen von Hessen-Darmstadt wird die
Gouverneurstelle nicht mehr besetzt. Styrum bemächtigt sich seiner Stadt und
stellt dem Rat die Rückverlegung seiner Residenz in Aussicht.
1789 – Sturm auf die Bastille – Beginn der Revolution in
Frankreich.
1792 – Das Direktorium droht mit Krieg und einem Angriff
auf den Oberrhein und die österreichischen Niederlande – Kriegserklärung
auf den 20. April.
Die Stadt war mit Soldaten überfüllt, darunter auch einige hundert
Offiziere der französischen Emigrantenlegionen.
1794 – In Philippsburg wird der Festungsdienst wieder
eingeführt und dem kaiserlichen Obristen von Skal das Kommando übertragen.
1797 – Am 4. März hat die hochstiftliche Regierung den
Tod Styrums dem Philippsburger Amt mitgeteilt. Rheingraf Carl August von
Salm-Grumbach, Befehlshaber der fränkischen Reichskontingentstruppen,
folgt auf Skal und erhält die Kommandantenstelle in Philippsburg..
1799 – Französische Revolutionstruppen unter General
Bernadotte belagern im März die Festung. Brigadegeneral Ney[11], Befehlshaber
der franz. Avantgarde, nimmt Quartier im Schönborn’schen Jagdschloss
„Eremitage“ bei Waghäusel. Anfang April wird die Blockade wieder aufgehoben,
Ende August kommen die Franzosen zurück. Am 6. Sept. erhält Salm die
Aufforderung zur Übergabe des Platzes, die er entschieden verweigert.
Vom 6.–12. Sept. „sechs Tag und sieben Nacht“ wird die Stadt auf das
heftigste bombardiert und fast völlig zerstört. Der standhafte Kommandant
sammelt im ganzen Reich „Hülf und Spenden“ um die größte Not unter den
Bürgern zu lindern. Zwei weitere Einschließungen folgen im November.
Siege der Kaiserlichen nötigen die Franzosen ihre Blockaden aufzugeben;
am 4. Dez. ist Philippsburg wieder frei. Am 25. Dez. hat das Direktorium
General Bonaparte zum 1. Konsul ausgerufen.
1800 – Schwer erkrankt stirbt der tapfere Verteidiger, Rheingraf von Salm,
am 8. Sept. hinter den unbezwungenen Wällen seiner Festung. Am 20. wird
das letzte Bollwerk am Rhein kampflos an Frankreich übergeben. Während
der Feierlichkeiten zum Jahrestag der Republik im Hotel des Invalides zu
Paris vermeldet ein Kurier die Übergabe der Festungen Philippsburg, Ulm
und Ingolstadt. Die festliche Gesellschaft um Napoleon Bonaparte bricht
in Jubelstürme aus. Walrad von Salm, der Bruder des Rheingrafen, verlässt
am 10. Okt. mit dem Rest der Garnison die zerstörte Stadt. Über das
Schicksal der Festung wird in Paris entschieden: Napoleon[12] befiehlt die
sofortige Sprengung und Schleifung aller Werke und Wälle – „damit sie
niemals mehr den Deutschen bei ihren Unternehmungen gegen Frankreich
als Stützpunkt dienen möchte“.
1801 – Der damit beauftragte General Chapelle hat am
20. April seine Arbeit in Philippsburg beendet und „als letzten traurigen
Rest“ die Festungsschlüssel an den letzten bischöflichen Amtmann Schoch
übergeben. Fürstbischof Wilderich wollte auf dem Hochgestade „Im langen
Bares“, eine neue Stadt bauen, doch seine weitsichtigen Pläne scheiterten
am Widerspruch der Bürgerschaft. Der Friede von Lunéville beendet die
Herrschaft der geistlichen Fürsten.
1803 – Die rechtsrheinisch säkularisierten Landesteile
der Bistümer Konstanz, Basel, Straßburg und Speyer fallen an die
Markgrafschaft Baden und nach 1806 mit Kurpfalz an das Großherzogtum
Baden.
Uli Pfitzenmeier
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