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Kurze Chronik der bischöflichen Stadt Udenheim (ab 1623 Philippsburg)

       

80 - v. Ch. – Erste schriftliche Überlieferung einer Burg zu Udenheim: „Für Udo, dem Nuitländer, einem Herzog aus der Ortenau, bauten die Völker der Nuithones unten am Rhein ihm zum Stuhl Udenheim“. (Chronik Palatino – Handschrift 65/1092 – GLA Karlsruhe).

784 - n. Chr. – Huitenheim – Schenkungen des Gerold in Eich und seiner Ehewirtin Emma an das Kloster Lorsch zu Ehren des Märtyrers Nazarius (Codex Laureshamensis). Nach den Güterlisten des Angeloch- und Uffgaus – H-Vtenheim Huba und die Villa Vtenheim betreffend – eine Stiftskirche und drei Ritterhöfe auf Udenheimer Gemarkung.

1148 - Burg Udenheim durch Heirat der Gaugräfin Uta von Sinsheim-Lauffen mit Graf Berthold III. an die Ebersteiner gekommen.

1191 – Erste urkundliche Erwähnung der Burg Udenheim im Besitz der Grafen von Eberstein.

1254 – Graf Eberhardt IV. von Eberstein urkundet zu Udenheim und besitzt auch Güter und Gefälle zu Rheinsheim. Ohne Erben überträgt er 1261 seinem Neffen, dem Grafen Simon von Zweibrücken, seinen Eberstein’schen Erbanteil mit der Burg Udenheim. Seine Söhne, die Grafen Heinrich und Otto veräußern um 1300 ihre Besitzungen im Bruhrain an die wohlhabenden Speyerer Bürger Engelmann von Bebingen und Heinrich von Cölln.

1308 – Die Zuwanderung Speyerer Reichstadtbürger unter der Grundherrschaft ihres Bürgermeisters Heinrich von Cölln führt zu größeren Ansiedlungen auf dem Burggut und zur Gründung des Dorfes Udenheim.

1316 - verkauft Heinrich von Cölln die Burg mit den Dörfern Udenheim, Winden, Grevenhart, Reginesheim, Knaudenheim, Ober- und Unterhusen an den Speyerer Bischof Emich von Leiningen.

1338 – Unterm 12. Nov. 1338 erwirkt Bischof Gerhard von Ehrenberg (1336–1363) von Kaiser Ludwig IV. einen Gnadenbrief mit der urkundlichen Ermächtigung, sein Dorf Udenheim zur Stadt zu erheben, “mit Mauern und Gräben zu umgeben und daselbst einen Wochen- und Jahrsmarkt abzuhalten“. Ferner erteilt er der neuen Stadt alle Rechte und Freiheiten, welche auch die Stadt Landau vom Reich erhalten hat.

1371 – Fürstbischof Adolf von Nassau (1371–1381) verlegt seinen Wohnsitz von Speyer nach Udenheim. Unter ihm wird das ruhige Städtchen zwischen Salbach und Pfinz zur Hauptstadt des Hochstifts.

1389 – Beleg eines Schultheißen und elf namentlich genannte „geschworn richter des weltlichen gerichts zu Utenheim“. Dieses Kollegium siegelte bereits mit dem Stadtsiegel von Udenheim.

1396 – Mit Bischof Raban (1396 –1438) aus dem Geschlecht der Ritter von Helmstatt kommt auch die bischöfliche Kanzlei, das höchste Collegialgericht des Speyerer Landes nach Udenheim. Der Udenheimer Hof wird zum meist genannten Ausstellungsort aller hochstiftlichen Lehen und Urkunden.

1402 – Für seine Verdienste als kurpfälzischer Rat und Hofkanzler unter König Ruprecht I. erlangt Raban ein königliches Marktprivilegium für seine Hofstadt Udenheim. „Umb fleißiger Bete willen haben wir der genannten Stadt von besunderen Gnaden erläubet und gegönnet in Kraft königlicher Mächte einen Jahrmarkt unter des heiligen Richs Schirme und Geleit“.

1430 – Raban von Helmstatt wird am 22. Mai von Papst Martin V. zum Erzbischof von Trier ernannt. Der Mainzer Domkapitular, Graf Adolf von Hanau und Eppenstein übernimmt die Landesregierung (1430 –1433).

1433 – Auf Raban werden – mit erneuerter päpstlicher Genehmigung – sowohl die geistliche als auch die weltliche Verwaltung der Speyerer Diözese und deren Erträgnisse auf Lebensdauer übertragen. Er nannte sich jetzt „Erzbischof von Trier und Bischof von Speyer“.

1438 – Fürst Raban verzichtet zu Gunsten seines Neffen Reinhard von Helmstatt (1438–1456). Die von Helmstatt verfolgte Politik der Anlehnung an Kurpfalz wird beibehalten. Bischof Reinhard hat das Udenheimer Stadtbuch eingeführt. Er stirbt zu Udenheim am 19. März 1456; sein Leichnam wird im Dom zu Speyer begraben.

1456 – Siegfried III., Freiherr von Venningen (1456–1459) folgt ihm auf den Stuhl. Nach seinem plötzlichen Tod im August 1459 hat sich das Domkapitel für Johannes II., Freiherr von Hoheneck zu Entzenberg entschieden (1459 –1464).

1464 – Bischof Johannes hat nach fünf Jahren Regierungszeit, zu Gunsten des kurpfälzischen Hofkanzlers Matthias von Rammung, auf sein Bistum verzichtet. Der neue Herr (1464–1478) lässt zu Udenheim ein Strafgefängnis – das sog. „Himmelreich“ – für Geistliche einrichten, “die keine Zucht und Ordnung bei ihrem Dienste halten“. 1476 wird zu Waghäusel eine Kapelle zur Ehre der Himmelskönigin und der Mutter Anna geweiht; zur Verwaltung derselben hat der bischöfliche Hof Heiligenpfleger angestellt. In seinem Testament gedenkt Matthias auch der Udenheimer, in dem er bestimmte, nach seinem Tod auch weiterhin Brot und Wein an die Armen zu verteilen.

1478 – Mit Ludwig von Helmstatt (1478–1504), Großneffe Rabans und Neffe von Reinhard, Bruder des Speyerer Domprobstes Ulrich und des Wormser Domprobstes Nicolaus, sitzt ein weiterer Vertreter aus dem Geschlecht der „Schwarzen Krähen“ (Wappentier der Reichsritter von Helmstatt) auf dem Speyerer Bischofsstuhl. Zu Udenheim wird die Hofhaltung aufgebessert: Sanierungen am alten Schloss, dem Neubau einer „Landfautei“ und einem „Pferch“ beim Springbrunnen bestätigen dies. Ludwig geht als friedliebender und gerechter Landesfürst in die Geschichte ein.

1504 – Auf Ludwig – gestorben am 24. Aug. zu Udenheim – folgt Philipp I. von Rosenberg (1504–1513). Am 9. Sept. reitet der Neuerwählte nach Udenheim, um von den Landleuten und der Hofgesellschaft nach altem Brauch die landesfürstliche Huldigung zu empfangen. „Die Gerichtsherren begrüßen ihren neuen Herrn im Schlosse und beschenken ihn wie üblich mit einem kräftigen Ochsen“. Bischof Philipp I. beeindruckt durch einfache, sparsame Lebensweise und kluger Vorsicht in der Bistumsverwaltung. Gestorben zu Udenheim, am 3. Feb. 1513.

1513 – Georg, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog in Bayern – dritter Sohn des Kurfürsten Philipp von der Pfalz und der Margaretha von Bayern –, wird von den Domherren zum neuen Oberhirten gewählt (1513–1529). Es waren unruhige Zeiten: die Bauernverschwörung im Bruhrain hat auch die Hofstadt Udenheim erreicht und dort zu Empörungen geführt.

1525 – Weitere Aufstände der Bauernschaft – Bischof Georg sucht Zuflucht bei seinem Bruder, dem Kurfürsten von der Pfalz. Mit dessen Unterstützung wird der „Bundschuh“ im Bruhrain niedergeschlagen. Georg kehrt nach Udenheim zurück; den Abtrünnigen gegenüber lässt er Milde und Schonung walten und „zum besseren Schutz und seiner Sicherheit wegen das Schloss in eine kleine Festung verwandeln“.

1529 – Ihm folgt Philipp II., Freiherr von Flersheim (1529 –1552). Aus der Not heraus schmälert der auf Sparsamkeit bedachte Landesherr die Hofhaltung, vermindert die Dienerschaft und verkauft eine Anzahl Pferde aus dem Marstall. Philipp regiert mit großer Umsicht und Weisheit. Die Bildung seiner Untertanen lag ihm sehr am Herzen – die „lateinsche Schule“ zu Udenheim wird unter ihm erstmals erwähnt.

1552 – Als Folge der Fehde mit dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Culmbach muss das Amt Udenheim 5000 Gulden an Brandschutzzahlungen aufbringen. Die aus Speyer geflüchteten Domkapitulare versammeln sich am 1. Sept. zu Udenheim, um provisorisch die Landesregierung wieder einzurichten. Am 3. Okt. wird Rudolph, Freiherr zu Frankenstein, aus der Grafschaft Katzenellenbogen zum neuen Bischof von Speyer gewählt (1552–1560).

1553 – Die priesterliche Weihe erhält der erst 30-Jährige Landesfürst am 26. Nov. durch die Weihbischöfe Konrad zu Konstanz und Balthasar zu Mainz in der Pfarrkirche zu Udenheim. Nach den Feierlichkeiten werden alle Anwesende reichlich bewirtet; der Hofkaplan verteilt neue Reichsgroschen und halbe Weißpfennige unter das Volk.

1560 – Rudolf, erst 37 Jahre alt, stirbt am 21. Juni auf Schloss Lauterburg; am 18. Juli wählt das Domkapitel zu Speyer seinen Stellvertreter Marquard von Hattstein zum Oberhaupt. Am 5. Aug. reitet der Fürst in großer Gesellschaft von Speyer nach Udenheim um die Huldigung zu empfangen. Bischof Marquard (1560 –1581) hat die Hofhaltung wesentlich erweitert. Zu den bisherigen Hofchargen werden ein Harfenist, ein Hofgärtner und ein Biersieder bestellt; den herrschaftlichen Bauhof besorgen ein Pflugmeister, ein Scheuermeister, vier Ackerknechte, vier Ackerjungen und vier Mägde.

1568 – Rege Bautätigkeiten im Schlossbereich – Erweiterungen der Anlage im Renaissance Stil. Das alte Brunnenwerk im Schlossgarten muss einem neuen Kunstwasserwerk weichen, und zum besseren Schutz des fürstlichen Hofes die alten Stadtmauern ausgebessert und neue gebaut. Das Udenheimer Stadtgericht wird 1569 zum Landgericht erhoben und behält diese Funktion bis 1632.

1580 – Weihnachten feiert Bischof Marquard schwer erkrankt zu Udenheim. Das Domkapitel sah sich veranlasst, drei seiner Mitglieder – darunter auch den Speyerer Domsänger Eberhard von Dienheim – nach Udenheim zu beorden, um die Verwaltung des Hochstifts zu besorgen. Marquard stirbt am 7. Dez. 1581 zu Udenheim. Die Äptissin von Frauenalb, Paula von Weitershausen, lässt in der Schlosskapelle für ihn beten und den gebührlichen Trauergottesdienst abhalten.

1582 – Eberhard, Freiherr von Dienheim (1581–1610), erhält am 1. Jan. in der Udenheimer Schlosskapelle die bischöfliche Weihe. Als geistlicher Oberhirte war er ständig darum bemüht die verfallene Kirchenzucht wieder herzustellen. Als Bistumsverwalter war er weniger erfolgreich, die Staatsschulden vermehrten sich beträchtlich. Seine großzügige Hofhaltung sorgte für Belebung in der Stadt, sehr zum Wohle der Hofbürgerschaft. Zu seiner Zeit werden ein neuer Marstall und ein neues Rathaus gebaut.

1610 – Philipp Christoph von Sötern, bereits schon am 30. Mai 1609 zum Coadjutor mit dem Recht der Nachfolge erkoren, wird nach dem Ableben Eberhards zum neuen Landesherrn erhoben. Als solcher erscheint er am 26. Okt. vor den Toren der Stadt und vollzieht dort die Zeremonien der feierlichen Besitzergreifung seiner Residenz Udenheim. Der Stadtschreiber verehrt ihm Namens der Gemeinde, anstatt des üblichen Ochsen, ein silbernes Trinkgefäß mit dem Stadtwappen.

1612 – Die priesterliche Weihe erhält Sötern, zusammen mit dem Wormser Oberhirten Wilhelm von Effern, vom Mainzer Weihbischof Stephan Weber am 12. Aug. auf Mariä Himmelfahrt in der Udenheimer Schlosskapelle.

1615 – In Anbetracht eines drohenden Krieges, eingekreist von den neugläubigen Fürstentümern Baden-Durlach, Württemberg und Kurpfalz – hat Philipp von Sötern beschlossen, seine Residenz und Hofstadt Udenheim rund um neu zu befestigen.„Ein Spaten der anno 1615, womit Ihre fürstliche Gnaden den ersten Wasen zum Festungsbau gestochen“, ist im Original erhalten. Vermutlicher Baubeginn im Frühjahr 1616.

1616 - Um auch die Krankenpflege zu fördern lässt Philipp ein Krankenhaus, das sog. „Hospitale Philippicum“ errichten und mit den nötigen Gefällen ausstatten. Udenheim, 30. Dez. 1616.

1618 – Der Fenstersturz von Prag (23.05.1618) hat den 30-Jährigen Krieg ausgelöst. Auf einer durch die protestantischen Fürsten einberufenen Konferenz zu Heilbronn wird der Bau der „Katholischen Festung“ verworfen. Sötern wird ermahnt, die Anlage „über eine bescheidene Grenze hinaus“ nicht weiter auszudehnen. Eine gütliche Unterhandlung auf Schloss Wersau bei Reilingen lehnt Sötern ab. Am 19. Juni 1618 wird die Zerstörung der umstrittenen „Pfaffenfestung“ mit Hilfe der Militärs, Speyerer Schanzarbeiter und der Mannheimer Grabenknechte überfallartig und gewaltsam vollzogen.

1620 – Um sein Fürstentum zu retten lässt Sötern eine zweite Festung bauen. In Madrid und Brüssel drängt er auf Entsendung eines spanischen Heeres zur Rettung des Katholizismus. Ende August erscheinen die ersten Spanier am Rhein. In der Schlacht am „Weißen Berg“ bei Prag unterliegt Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz – König von Böhmen und Haupt der Protestantischen Union – dem kaiserlichen General Graf von Tilly und flüchtet ins Exil. Sötern nutzt die Gunst der Stunde und treibt den Festungsbau voran. König Philipp III. von Spanien unterstützt ihn dabei in mannigfacher Weise – laut Prot. des Consejo de estado zu Madrid vom 21. Aug. 1618 (Simancas Nr.711).

1621 – Kaiser Ferdinand II. verstärkt die Garnison durch kaiserliche Truppen; das Kommando in Udenheim übernimmt der Landesherr selbst. Nach dem verlorenen „Böhmischen Krieg“ erscheint der berüchtigte Graf von Mansfeld mit 10 000 Mann am Rhein; das befestigte Udenheim lassen die Mansfelder liegen und bedrängen stattdessen Bruchsal.

1622 – Sötern erobert Bruchsal zurück; die Bürger müssen sich auf Gnade und Ungnade ergeben, Ihre Rechte und Freiheiten werden Udenheim zugewiesen. Der Fürstbischof sieht sich bestätigt an seiner Politik festzuhalten und den Bau der Festung zu vollenden. Kurze Chronik der Stadt und Festung Philippsburg

1623 – Aus dem Städtchen Udenheim wird die Stadt und Festung Philippsburg. Feierliche Einweihung und neue Namensgebung am 1. Mai 1623. Noch im gleichen Jahr erhält Sötern das Erzbistum Trier mit der Kurwürde und verlegt seinen Hauptsitz an die Mosel. Caspar Bamberger wird zum 1. Wachtmeister in Philippsburg ernannt.

1625 – Die Gefälle des nahe gelegenen Klosters Hördt wendet Sötern der Pfarrkirche Udenheim zu und erhebt diese zur Stiftskirche (Urkunde vom 24. März 1625). Ferner gründet der Bischof „zum Wohle seiner Diözese“ ein geistliches Seminar zur „Heranziehung gebildeter und sittenreiner Geistlicher“.

1632 – Am 9. April unterzeichnen Philipp von Sötern und Kardinal Richelieu [1] den umstrittenen Vertrag, wonach das Kurfürstentum Trier wie auch das Hochstift Speyer unter den Schutz der französischen Krone (Louis XIII.) gestellt, und die Festungen Ehrenbreitstein und Philippsburg mit französischen Truppen belegt werden sollen. Am 20. Juli erscheint der Bischof persönlich mit einer Delegation vom Regiment des Marschalls Effiat vor Philippsburg und fordert energisch die Übergabe des Platzes. Bamberger – inzwischen in kaiserlichen Diensten – geht nicht darauf ein und weigert sich, den Franzosen die Tore zu öffnen. „Blut und Leben für die Festung, aber nur für Kaiser und Reich“ – dagegen war kein Kraut gewachsen. Sötern und seine Beschützer blasen zum Rückzug; Philippsburg bleibt in deutscher Hand..

1633 – Im Mai 1633 erscheinen die ersten schwedischen Truppen am Rhein. In der Festung liegen 2000 Mann zu Fuß und 500 Reiter, teils aus kaiserlichen und königlich-spanischen Truppen. Sötern versucht wiederholt den Kommandanten zum Gehorsam zu bewegen und die Festung den Franzosen zu übergeben. Bamberger und die Spanier lehnen ab. Der Garnison gelingt es jedoch nicht, die Schweden zu verdrängen und die Blockade aufzuheben.

1634 – Am 3. Januar unterzeichnen Caspar Bamberger, Pietro Suarez Aedo und der schwedische Oberst Horneck den Kapitulationsvertrag. Die Einnahme der „Katholischen Festung“ wird mit einem evangelischen Gottesdienst gebührend gefeiert. Die große Glocke der Udenheimer Stadtkirche „Sankt Georg“ lässt Oberst Schmidtberger nach Heidelberg schaffen und dort den „Lutherischen“ zum Geschenk machen. Im September wird Philippsburg mit dem Einverständnis der Schweden laut Vereinbarung an Frankreich übergeben.

1635 – Bamberger erobert die verlorene Festung mit List wieder zurück. Sötern wird in der Nacht auf den 26. März in seinem Palais zu Trier von den Spaniern gefangen genommen und auf die Festung Jülich gebracht; später in Wien wegen reichsfeindlicher Handlungen zu 10-Jähriger Haft verurteilt.

1636 – Der Philippsburger Kommandant unterstützt die kaiserlichen Generale Gallas, Piccolomini und Johann von Werth bei ihren Unternehmungen gegen Frankreich. Die Grenzfestung am Rhein dient als Sammelpunkt und sichert den Rheinübergang. Der legendäre Simplizissimus, der Jäger von Soest, wird von einer Abteilung Dragoner aufgegriffen und in die Festung gebracht.

1644 – Am 25. Aug. erscheinen der Herzog von Enghien und Marschall Turenne [2] mit einem Heer von 9000 Mann Infanterie und 6000 Reitern nebst 37 Kanonen vor Philippsburg. Nach schweren und verlustreichen Kämpfen gibt Bamberger auf und verlangt am 10. Sept. eine Kapitulation. Philippsburg wird ein zweites Mal an Frankreich übergeben. Der„Westfälische Frieden“ (1648) beendet den 30-Jährigen Krieg – Philippsburg bleibt französisch.

1652 – Kurfürst Philipp Christoph von Sötern ist am 7. Feb. im erzbischöflichen Schlosse zu Trier hoch betagt im Alter von 87 Jahren, unbemerkt, lautlos und ruhig entschlafen. Die Leiche wird im Dom zu Trier, das Herz in Speyer und die Eingeweide im Kapuzinerkloster zu Thalehrenbreitstein beigesetzt.

1674 – Marschall Vauban [3] lässt die Festungwerke durch ein Kron- und einem Hornwerk sowie einer Schanze auf dem linken Rheinufer verstärken. Zitat von Turenne: „Lieber eine ganze Provinz verlieren als die Festung Philippsburg“.

1676 – Im Holländischen Krieg: Rückeroberung durch die kaiserliche Armee unter den Befehlen der Markgrafen Hermann von Baden-Baden und Friedrich von Baden-Durlach. Prinz Louis von Baden [4], der spätere „Türkenlouis“, bringt die Nachricht an den Wiener Hof. Nach 32 Jahren ist Philippsburg wieder eine deutsche Stadt und Festung.

1688 – Im Orleanischen Krieg, dem Kampf um das pfälzische Erbe der Liselotte, befiehlt Louis XIV. – erneut die Belagerung „seiner Stadt und Festung“. Gegen die französische Übermacht war wenig auszurichten – General Max. Graf von Starhemberg kapituliert bereits nach 32 Tagen. In Versailles wird die Einnahme Philippsburgs gebührend gefeiert.

1689 – „Brulez le Palatinat“ – Verbrennt die Pfalz lautet der Befehl aus Paris. Die Brand- und Raubzüge der französischen Generale Mélac[5], Duras und Monclas verwüsten die Kurpfalz, Baden und das Hochstift Speyer. Der Besitz des mächtigen Bollwerks am Rhein – das „Tor nach Deutschland“ – ermöglicht nachhaltig die französischen Operationen auf der rechten Rheinseite.

1697 – Nach dem Frieden von Ryswick muss Frankreich seine rechtsrheinischen Eroberungen abgeben und die Festungen Alt-Breisach, Freiburg, Kehl und Philippsburg räumen.

1698 – Philippsburg wird Reichsfestung: Generalfeldmarschall Hans Carl I., Freiherrn von Thüngen, General des fränkischen Reichskreises wird zum 1. Gouverneur ernannt; der Bischof von Speyer erhält seine landesherrlichen Rechte zurück.

1702 – Spanischer Erbfolgekrieg: Markgraf Ludwig von Baden erobert die Festung Landau im Beisein von Habsburgs Thronfolger König Joseph I. von Ungarn[6]. Der König und seine Gemahlin, Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz mit Gemahlin sowie viele Ehrengäste feiern in Philippsburg die Einnahme Landaus mit einem großen Dankfest und einer „Merende“ im Schloss.

1709 – Thüngen wird zum General-Reichsfeldzeugmeister befördert und mit dem Grafentitel beehrt. Er stirbt am 8. Okt. an einem Schlaganfall in Speyer.

1710 – 31. August: Grundsteinlegung zum Bau der neuen Philippsburger Stadtkirche St. Maria – Feierliche Einweihung am 15. Mai 1712.

1719 – Nach Heinrich Hartard von Rollingen übernimmt Damian Hugo von Schönborn [7]. Vor seinem Wechsel in den geistlichen Stand hat es ihm der Waffendienst angetan; zunächst als kaiserlicher Offizier unter General von Starhemberg, später unter Thüngen Befehlshaber einer kaiserlichen Kompanie in Philippsburg.

1731 – Nach Friedrich von Neipperg (1714–1725) und dem Fürsten Albrecht von Oettingen (1725–1731) erhält Friedrich Heinrich Graf von Seckendorff die Gouverneursstelle in Philippsburg.

1734 – Polnischer Thronfolgekrieg: Philippsburg wird zum 3. Mal von französischen Truppen eingenommen. Der französische Oberbefehlshaber, Marschall James Duc de Berwick wird auf Pfingstsamstag vor Philippsburg von einer Kanonenkugel tödlich getroffen. Die Bemühungen des kaiserlichen Generals Prinz Eugen[8], die Festung zu entsetzen, scheitern an der französischen Übermacht. Wegen seines zögerlichen Verhaltens hat man dem in die Jahre gekommenen Savoyer, vor allem von den „Jungen Wilden“, Unentschlossenheit vorgeworfen. Im kaiserlichen Heerlager bei Wiesental befanden sich nebst anderen hohen Persönlichkeiten König Friedrich Wilhelm I. von Preußen und sein Sohn Friedrich, der als „Friedrich der Große“[9] Geschichte geschrieben hat. Im Franzosenlager lernt der französische Philosoph Francois Marie de Voltaire die Schrecken des Krieges kennen. 80.000 Kanonenkugeln und mehr als 20.000 Bomben sollen die Belagerer auf Stadt und Festung abgefeuert haben. Fast alle Gebäude waren zerstört, viele Einwohner verloren ihr Leben. Gottfried Ernst Freiherr von Wutginau, der die Festung bis zum bitteren Ende tapfer verteidigt hatte, unterzeichnet am 19. Juli den Kapitulationsvertrag.

1737 – Nach dem „Wiener Frieden“: Auszug der Franzosen und Übergabe der Festung an den von Kaiser und Reich bevollmächtigten Baron von Roth – fünf Kompanien Kaiserliche, eine Kompanie Grenadiere und 140 Mann fränkische Kreistruppen bilden die neue Besatzung.

1741 – Österreichischer Erbfolgekrieg: Seckendorff hat sich von Österreich und Königin Maria Theresia abgewandt und seine Dienste dem bayerischen Kurfürsten angeboten, der sich nach dem Tod des Kaisers in Frankfurt zum neuen deutschen Kaiser krönen lässt.

1743 – Die in Philippsburg stationierten Österreicher werden abkommandiert; Seckendorff belegt die neutrale Festung mir neuen Regimentern.

1745 – Am 20. Januar stirbt Kaiser Karl VII.; Kurfürst Max. Joseph von Bayern schließt Frieden mit Österreich. Am 13. Sept. lässt sich Großherzog Franz Stephan in Anwesenheit seiner Gemahlin Maria Theresia zum Kaiser wählen.

1746 – Die kurbayerische Garnison verlässt die Festung Philippsburg; der Kommandant von Frederico wird durch den kaiserlichen Generalmajor Freiherr von Hagen zu Motten ersetzt.

1755 – Der Siebenjährige Krieg: Neuer Krieg mit Preußen – Habsburg verbündet sich mit Frankreich – Fürstbischof Franz Christoph von Hutten unterstützt die österreichischen Interessen wie kein anderer Reichsfürst; seine jährlichen Nachmusterungen versetzten das Hochstift in helle Aufregung.

1761 – Friedrich Heinrich von Seckendorff legt nach 30-Jähriger Amtszeit seine Verwaltungsstelle in Philippsburg nieder; Prinz Karl von Stollberg-Gadern wird zu seinem Nachfolger ernannt.

1764 – Nach Prinz Karl übernimmt Prinz Georg von Hessen-Darmstadt die Gouverneursstelle; er unternimmt die größten Anstrengungen die vom Verfall bedrohte Festung zu retten.

1770 – Fürstbischof Graf Damian August von Limburg-Styrum[10] beantragt beim Reichstag in Regensburg fortwährend die Schleifung der maroden Festung, für die er keinen Bedarf mehr sieht.

1782 –1782 – Nach dem Tod des Prinzen von Hessen-Darmstadt wird die Gouverneurstelle nicht mehr besetzt. Styrum bemächtigt sich seiner Stadt und stellt dem Rat die Rückverlegung seiner Residenz in Aussicht.

1789 – Sturm auf die Bastille – Beginn der Revolution in Frankreich.

1792 – Das Direktorium droht mit Krieg und einem Angriff auf den Oberrhein und die österreichischen Niederlande – Kriegserklärung auf den 20. April. Die Stadt war mit Soldaten überfüllt, darunter auch einige hundert Offiziere der französischen Emigrantenlegionen.

1794 – In Philippsburg wird der Festungsdienst wieder eingeführt und dem kaiserlichen Obristen von Skal das Kommando übertragen.

1797 – Am 4. März hat die hochstiftliche Regierung den Tod Styrums dem Philippsburger Amt mitgeteilt. Rheingraf Carl August von Salm-Grumbach, Befehlshaber der fränkischen Reichskontingentstruppen, folgt auf Skal und erhält die Kommandantenstelle in Philippsburg..

1799 – Französische Revolutionstruppen unter General Bernadotte belagern im März die Festung. Brigadegeneral Ney[11], Befehlshaber der franz. Avantgarde, nimmt Quartier im Schönborn’schen Jagdschloss „Eremitage“ bei Waghäusel. Anfang April wird die Blockade wieder aufgehoben, Ende August kommen die Franzosen zurück. Am 6. Sept. erhält Salm die Aufforderung zur Übergabe des Platzes, die er entschieden verweigert. Vom 6.–12. Sept. „sechs Tag und sieben Nacht“ wird die Stadt auf das heftigste bombardiert und fast völlig zerstört. Der standhafte Kommandant sammelt im ganzen Reich „Hülf und Spenden“ um die größte Not unter den Bürgern zu lindern. Zwei weitere Einschließungen folgen im November. Siege der Kaiserlichen nötigen die Franzosen ihre Blockaden aufzugeben; am 4. Dez. ist Philippsburg wieder frei. Am 25. Dez. hat das Direktorium General Bonaparte zum 1. Konsul ausgerufen.

1800 – Schwer erkrankt stirbt der tapfere Verteidiger, Rheingraf von Salm, am 8. Sept. hinter den unbezwungenen Wällen seiner Festung. Am 20. wird das letzte Bollwerk am Rhein kampflos an Frankreich übergeben. Während der Feierlichkeiten zum Jahrestag der Republik im Hotel des Invalides zu Paris vermeldet ein Kurier die Übergabe der Festungen Philippsburg, Ulm und Ingolstadt. Die festliche Gesellschaft um Napoleon Bonaparte bricht in Jubelstürme aus. Walrad von Salm, der Bruder des Rheingrafen, verlässt am 10. Okt. mit dem Rest der Garnison die zerstörte Stadt. Über das Schicksal der Festung wird in Paris entschieden: Napoleon[12] befiehlt die sofortige Sprengung und Schleifung aller Werke und Wälle – „damit sie niemals mehr den Deutschen bei ihren Unternehmungen gegen Frankreich als Stützpunkt dienen möchte“.

1801 – Der damit beauftragte General Chapelle hat am 20. April seine Arbeit in Philippsburg beendet und „als letzten traurigen Rest“ die Festungsschlüssel an den letzten bischöflichen Amtmann Schoch übergeben. Fürstbischof Wilderich wollte auf dem Hochgestade „Im langen Bares“, eine neue Stadt bauen, doch seine weitsichtigen Pläne scheiterten am Widerspruch der Bürgerschaft. Der Friede von Lunéville beendet die Herrschaft der geistlichen Fürsten.

1803 – Die rechtsrheinisch säkularisierten Landesteile der Bistümer Konstanz, Basel, Straßburg und Speyer fallen an die Markgrafschaft Baden und nach 1806 mit Kurpfalz an das Großherzogtum Baden.

Uli Pfitzenmeier

Mönche von Kloster Lorsch
Quelle: 1200-Jahrfeier Philippsburg
Zeicherische Darstellung von Udenheim um 1590
Quelle: Philippsburg - Ile de Ré Freundschaft
Marktfrauen
Quelle: 1200-Jahrfeier Philippsburg
Waghäusel Kapelle
Foto: Klara Albrecht
Philipp II., Freiherr von Flersheim
Quelle: wikipedia
Medell des Schlosses im Philippsburger Rathaus
Foto: Klara Albrecht
Philipp Christoph von Sötern
Museum Philippsburg
Panorama von Stadt und Festung
Wandbild von Julius Hudec 2009
Ehrenbezeugung für Landesherrn von Sötern
Ausschnitt einer Wandmalerei
Künstler: Julius Hudec
Foro: Peter Jacobsen
Bambergers wilder Haufen
Quelle: 1200-Jahrfeier
von Hans Jakob Gimmelshausen
Quelle: wikipedia
Generalfeldmarschall v. Thüngen
Foto: Klara Albrecht
Marschall James Duc de Berwick
Quelle: Erinnerungsblatt, Berwickgedenkstein, 1977
Friedrich Heinrich von Seckendorf
Gouverneur von Philippsburg 1731-1761
Quelle: Das Bollwerk von Uli Pfitzenmeier
Fürstbischof von Hutten
Quelle: wikicommons Bild
1799 wurde die Stadt Philippsburg auf das heftigste bombardiert und fast völlig zerstört.
Quelle: Theaterstück: Der letzte Kommandant
Rheingraf von Salm-Grumbach
Wandmalerei in Philippsburg
Foto: Klara Albrecht

 
[1] Kardinal Richelieu
Siehe in der obigen Chronik: 1632
[2] Marchall Vicomte de Turenne
Siehe in der obigen Chronik: 1644
[3] Marquis de Vauban, Quelle: wikipedia
Siehe in der obigen Chronik: 1674
[4]Ludwig von Baden (Türkenlouis)
Gemelde von Manfred Bentz
Siehe in der obigen Chronik: 1676
[5]General Graf von Mélac, der Zerstörer
Siehe in der obigen Chronik: 1689
[6]Joseph I., König von Ungarn
Siehe in der obigen Chronik: 1702
[7]Kardinal Damian H.Ph. Schönborn
Siehe in der obigen Chronik: 1719
[8]Prinz Eugen
Siehe in der obigen Chronik: 1734
[9]Kronprinz Friedrich (später der Große
Siehe in der obigen Chronik: 1734
[10]Graf Limburg-Styrum
Siehe in der obigen Chronik: 1770
[11]Brigadegeneral Ney
Siehe in der obigen Chronik: 1799
[12]Bonaparte Napoleon
Siehe in der obigen Chronik: 1800

 

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