Foto: Schmidhuber
Ansprache Brigadegeneral a.D. Manfred Hofmeyer
Wir haben gerade Dankesworte gehört von Ihnen, sehr geehrter Herr Kling,
für die inhaltliche Gestaltung und deren Umsetzung bis hin zum Aufstellen der Gedenktafel.
Doch ohne die Firma RFL gäbe es den Anlass für die heutige Veranstaltung nicht. Und deshalb
möchte ich zuallererst einmal Dank dafür sagen, dass Ihre Firma, nach der Konversion als
Nachnutzer eines Teils der Salm-Kaserne, die Initiative für diese Gedenktafel ergriffen hat.
Ich tue dies als einer der ehemaligen Bataillonskommandeure, Kasernenkommandanten und
Standortältesten und spreche damit sicher auch für alle Soldaten und zivilen Mitarbeiter
der Bundeswehr, die hier einmal ihren Dienst geleistet haben.
Nachdem die Tafel im Sommer aufgestellt wurde, kam es leider nicht zu
einer offiziellen Einweihung. Und so kann dies heute Corona bedingt nur in einem sehr
überschaubaren Rahmen stattfinden und nicht, wie ich es mir gewünscht hätte, mit Vertretern
der Traditionsgemeinschaften, mit ehemaligen Kommandeuren und Mitgliedern des Clubs
Rheingraf von Salm. Mit dem heutigen Pressetermin werden die Philippsburger nun offiziell
darauf hingewiesen, dass ihre Vergangenheit als Garnisonsstadt der Bundeswehr nicht in
Vergessenheit gerät.
Ich möchte hier nicht die ganze Geschichte aller Truppenteile aufrollen
oder den Namensgeber der Kaserne ausgiebig würdigen. Das entscheidende ist ja auf der Tafel
dokumentiert. Lassen Sie mich stattdessen ein paar andere Gedanken in Erinnerung rufen.
Ich war kein Zeitzeuge und weiß nicht, welche Diskussionen es damals
in Philippsburg um die Stationierung von Einheiten der noch jungen Bundeswehr gegeben hat
und welche Widerstände es zu überwinden galt. Aber ich weiß natürlich, wie jeder von Ihnen
auch, um den Streit und die Anfeindungen, die es im Zusammenhang mit der Wiederbewaffnung
Deutschlands gab. Vielleicht war es eine schwierige Entscheidung. Wenn, dann war es eine
mutige Entscheidung und eine, die über einen langen Zeitraum vorteilhaft für die Stadt
war. Und sicher war man auch im Ministerium froh, für die schnell wachsende Bundeswehr
einen neuen Standort am Oberrhein gefunden zu haben. Und die Soldaten? Sie waren anerkannt
und integriert und ein wesentlicher Teil des gesellschaftlichen Lebens in Philippsburg.
Und sie haben sich hier wohlgefühlt, auch wenn sie sich in den feuchtheißen Sommern mit
den für uns heute unvorstellbaren Schnakenplagen an einen anderen Ort gewünscht hätten.
Ich erinnere einmal an die Anfänge, wie sie im Buch "Philippsburg,
Geschichte der Stadt und ehemaligen Reichsfestung" von 1966 festgehalten ist:
In der Zeit, in der fleißige, fach- und sachkundige Hände die Stadtpfarrkirche renovierten,
wurde auch drüben im "Oberfeld" mächtig gebaut, wo die neue Truppenunterkunft für die
Bundeswehr entstehen sollte. Am 23. März 1962, nach vielmonatiger Bauzeit, konnte das
Richtfest begangen werden; danach zogen, verbunden mit militärischen Feierlichkeiten,
die einzelnen Truppenabteilungen ein. Im Juli 1963 erfolgte die endgültige Übergabe der
fertiggestellten Kaserne an die Truppe und gleichzeitig die Taufe der Truppenunterkunft
auf den Namen "Salm-Kaserne".
Vor wenigen Tagen beging die Bundeswehr ihren 65. Geburtstag. Am 12.
November 1955 wurden die ersten 101 Soldaten der Bundeswehr vereidigt. In 35 von diesen
65 Jahren war auch die Salm-Kaserne in Philippsburg Heimat von vielen Tausend Soldaten
verschiedener Truppengattungen, vor allen Dingen aber der Artillerie. Aber, um mal mit
einer viel zitierten Legende aufzuräumen: Philippsburg war nicht der größte
Artilleriestandort der Bundeswehr.
Warum erwähne ich den 12. November 1955? Dies war der 200.
Geburtstag von General Gerhard von Scharnhorst, geboren 1755 in Bordenau bei Hannover,
gestorben am 28. Juni 1813 in Prag. Als Reformer des preußischen Heeres, mit der
Umwandlung des Söldnerheeres in ein stehendes Volksheer, legte er den Grundstein für
die Fähigkeit Preußens an der Seite der Alliierten Napoleon zu besiegen. Den Mann, der
den Befehl zur Schleifung der Festung Philippsburg gab, die der Namensgeber unserer
Philippsburger Kaserne unter Inkaufnahme der Zerstörung der Stadt im Jahre 1799
erfolgreich verteidigt hatte.
Scharnhorst war also ein Zeitgenosse des Rheingrafen und
Reichsfeldmarschall Leutnant Carl August von Salm-Grumbach, der am 13. August 1742
in Grumbach geboren wurde und am 08. September 1800 hier in Philippsburg starb. Der
letzte Kommandant der Festung Philippsburg hatte nach der katastrophalen Zerstörung
1799 eine große Hilfsaktion gestartet und im ganzen Reich um Unterstützung für den
Wiederaufbau der Stadt geworben. Dadurch ist er den Philippsburger Bürgern bis heute
unvergessen geblieben. Das Gedenken an seinen 220. Todestag, das der nach ihm benannte
Salmclub im September festlich begehen wollte, ist leider Corona zum Opfer gefallen.
So wie General von Scharnhorst im Traditionsverständnis der
Bundeswehr heute immer noch relevant ist, so wird das Andenken an Rheingraf von
Salm in Philippsburg weiter hoch gehalten werden. Und die Traditionsgemeinschaften
der 210er und der 122er halten die Erinnerung an die Garnisonszeit aufrecht. Und
diese Gedenktafel ist ein Baustein dazu. Deshalb sage ich als ehemaliger Soldat,
amtierender Präsident des Clubs Rheingraf von Salm und als Bürger Philippsburgs
noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön an die Firma RFL für diese Initiative.